Leukämie ist eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks, umgangssprachlich oft als Blutkrebs bezeichnet. Dabei entstehen im Knochenmark zu viele weiße, nicht gesunde, Blutkörperchen, die sogenannten Leukozyten, die die gesunden weißen und auch roten Blutkörperchen verdrängen.
Der Körper kann keine gesunden Blutstammzellen bilden und somit auch kein Blut. Über das lympathische System werden diese weißen Blutkörperchen im ganzen Körper verteilt. Das lympathische System ist Teil des Immunsystems. Diese entarteten weißen Blutkörperchen schwächen also auch das Immunsystem, denn die Hauptaufgabe der Leukozyten ist die Abwehr von Krankheitserregern. Die Krebszellen verhindern, dass das Blut seine lebensnotwendigen Aufgaben weiterhin ausführen kann, wie zum Beispiel Infektionen bekämpfen, Sauerstoff transportieren oder Blutungen stoppen.
Je nach Verlauf wird der Blutkrebs in zwei Arten unterteilt. Zudem tritt die Erkrankung in zahlreichen Unterformen auf.
Bei der akuten Leukämie ist eine schnelle Behandlung erforderlich, da sie sehr rasch verläuft und unbehandelt zum Tod führen kann. Im Verlauf der Erkrankung können auch andere Organe befallen werden. Symptome für eine Leukämie sind Fieber, Abgeschlagenheit, Blässe, Infektanfälligkeit, erhöhte Blutungsneigung und Blutarmut. Behandelt wird mit einer hochdosierten Chemotherapie.
Die chronische Leukämie dagegen verläuft sehr langsam, bleibt oft lange unbemerkt und wird oft zufällig bei einer Routineuntersuchung diagnostiziert.
Leukämien sind seltene und schwere Erkrankungen. Daher sollte die Behandlung nach Möglichkeit in einer spezialisierten Klinik durchgeführt werden, die erfahren in der Therapie dieser Erkrankungen ist. Unsere Klinik hat Zugang zum neuesten Stand der Forschung, regelmäßig führen wir klinische Studien durch. Auch können wir notwendige Spezialuntersuchungen und -therapien anbieten.
Diagnosestellung
Besteht der Verdacht auf eine Leukämie, lässt sich die Erkrankung durch eine Blutuntersuchung und eine Knochenmarkspunktion nachweisen. Um auszuschließen, dass sich die Leukämiezellen auch in das zentrale Nervensystem ausgebreitet haben, wird eine Lumbalpunktion durchgeführt. Leukämiebedingte Veränderungen können mit Hilfe bildgebender Verfahren wie der Computer- oder Kernspintomografie sichtbar gemacht werden. Um Art und Unterform der Leukmämie zu bestimmen, nehmen wir mit Hilfe labordiagnostischer Methoden eine zytologische und feingewebliche Untersuchung des Knochenmarks vor. Hier können wir unter anderem in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Laboratoriumsmedizin das spezielle, moderne Untersuchungsverfahren der Immunphänotypisierung anbieten. Die eingehende Analyse der Zellen des Knochenmarks ist entscheidend, um einen auf jeden Patienten individuell abgestimmten Therapieplan erstellen zu können. Die notwendigen Behandlungsschritte stimmen wir in Tumorkonferenzen, in welchen Fachärzte aus allen Disziplinen, die an der Behandlung beteiligt sind, vertreten sind, ab.
Behandlungsmöglichkeiten
Akute und chronische Leukämien werden dabei unterschiedlich behandelt. Die Behandlung der chronischen Leukämie ist im Vergleich zur Therapie der akuten Leukämie weniger aggressiv, aber dafür erfolgt eine wiederholte Dauerbehandlung mit verschiedenen Medikamenten. Bei der chronischen Leukämie kann die Chemotherapie - je nach Unterform und Krankheitsverlauf- durch den Einsatz zielgerichteter Therapien beispielsweise mit Antikörpern, durch Bestrahlung oder durch eine Stammzelltransplantation ergänzt werden. Im Fokus der Behandlung der akuten Leukämien steht die Chemotherapie, also die medikamentöse Behandlung mit zellwachstumshemmenden Medikamenten (Zytostatika), die darauf abzielt, die Leukämiezellen zu zerstören, oder falls dies nicht gelingt, sie möglichst weitgehend in ihrer Vermehrung zu bremsen und zu stoppen. Oft können so die Beschwerden jahrelang zurückgedrängt werden. Da Leukämiezellen neben dem Knochenmark und dem Blut auch andere Bereiche des Körpers befallen können, kann in diesen Fällen die Behandlung durch eine Strahlentherapie erweitert werden. Eine Heilung ist in den meisten Fällen jedoch nur möglich, wenn Stammzellen transplantiert werden, also erkrankte Blutstammzellen durch gesunde Zellen ersetzt werden können. Die Zellen stammen von einem passenden verwandten oder nichtverwandten Spender (allogene Blutstammzelltransplantation) oder vom Leukämiepatienten selbst (autologe Blutstammzelltransplantation). Üblicherweise wird versucht für den Betroffenen einen Spender in der Familie zu finden. Für die Transplantation ist - anders als der Name vermuten lässt – keine Operation erforderlich. Die Zellen werden durch eine Art Transfusion übertragen und somit schrittweise ein neues blutbildendes System aufgebaut. Bei der Stammzellentherapie arbeiten wir eng mit dem Universitätsklinikum Ulm zusammen und ergänzen uns so in der optimalen Therapie der Patienten.
Neben den Leukämien gibt es weitere Erkrankungen, die durch unkontrollierte Teilung von Blutstammzellen bzw. durch Reifungsstörungen der Blutzellen entstehen. Zu diesen Erkrankungen zählen die myeloproliferativen Neoplasien (MPN) und die myelodysplastischen Syndrome (MDS).
Myeloproliferativen Neoplasien (MPN) ist eine Gruppe seltener, bösartiger Erkrankungen des Knochenmarks, bei denen zu viele rote Blutkörperchen, weiße Blutkörperchen und/oder Blutplättchen gebildet werden. MPN kann nur durch eine Stammzelltransplantation geheilt werden.
Unter dem Begriff myelodysplastische Syndrome (MDS) wird eine Gruppe von Erkrankungen des Knochenmarks zusammengefasst, bei denen die Blutbildung gestört ist. Es werden zu wenig funktionstüchtige Blutzellen gebildet. Bei manchen Betroffenen besteht das Risiko, dass die Erkrankung in eine akute Leukämie übergeht. Mit einer medikamentösen Behandlung können myelodysplastische Syndrome nicht geheilt werden. Mit unterstützenden Therapiemaßnahmen, die sogenannte Supportivtherapie, wie beispielsweise Transfusionen roter Blutkörperchen zur Behandlung einer Blutarmut oder Transfusionen von Blutplättchen zur Vorbeugung und Behandlung von Blutungen, können Krankheitszeichen gelindert und ein Fortschreiten der Krankheit verlangsamt werden. Erfolgreich behandelt werden können MDS-Patienten mit einer Stammzelltransplantation.