Was ist ein Karpaltunnelsyndrom und wie kommt es dazu?
Der Karpaltunnel ist ein maßgeschneiderter Kanal auf der Beugeseite am Übergang zwischen Unterarm und Hand. Er wird begrenzt von Handwurzelknochen (Karpus) und Handwurzelband (Retinaculum flexorum, auch Handband): In dem Kanal teilt sich der Mittelnerv (N. medianus) den engen Raum mit neun Beugesehnen (eine einzelne für den Daumen und jeweils zwei für die vier Finger).
Kommt es zum Anschwellen der Sehnen oder Ablagerung von Bindegewebe im Karpalkanal, wird der Raum zu eng und der Nerv wird gedrückt. Dies macht sich durch ein Ameisenlaufen, Taubheitsgefühl oder sogar Schmerzen an Daumen, Zeige-, Mittel- und hälftigem Ringfinger bemerkbar. Durch Beugen der Hand im Handgelenk, was häufig nachts der Fall ist, wird der Raum noch enger, wodurch es insbesondere nachts zu diesen Missempfindungen kommen kann, mit entsprechender Störung der Nachtruhe.
Wie wird behandelt?
Anfangs steht zunächst das Abwarten mit konservativem Behandlungsansatz: Nachlagerungsschiene und endzündungshemmende Medikamente. Sind diese nicht zielführend oder zeigt die Messung der Nervenleitgeschwindigkeit (neurologische Untersuchung) starke Veränderungen, sollte eine Operation durchgeführt werden.
Wie verläuft die Operation?
- Offene Karpalkanalspaltung
- Endoskopische Karpalkanalspaltung
Das Kernprinzip der Operation ist das Spalten des Handwurzelbandes. Wie das Öffnen eines zu engen Gürtels führt dies zu einer Druckentlastung und gibt dem Mittelnerven wieder genügend Platz. Er kann sich entfalten. Die Missempfindungen nehmen mit der Zeit ab, aber vor allem die Schmerzen werden sofort gelindert.Wurde der Nerv zu lange eingeengt, können die Missempfindungen unter Umständen dauerhaft fortbestehen oder sich nur ungenügend rückbilden.
Bei der offenen Karpalkanalspaltung wird das Band in örtlicher Betäubung (‚wide awake‘), seltener notwendig Armbetäubung (Plexusanästhesie), über einen Hautschnitt in der Hohlhand direkt von außen gespalten. Die sich dann bildende Narbe kann anfangs sehr empfindlich sein und führt in manchen Fällen zu einer etwas verzögerten Wiederaufnahme von schwereren körperlichen Arbeiten.
Bei der endoskopischen Karpalkanalspaltung wird nur ein kleinerer äußerer Schnitt in der Handgelenksbeugefurche getätigt und mit einem Messer unter endoskopischer Sicht das Band von innen gespalten. Hierbei ist aber eine sehr gute Sicht Voraussetzung. Hierzu ist eine Armbetäubung meistens obligat.
Die Nachbehandlung
In beiden Fällen wird für die Dauer der ersten Wundheilung (bis zum Fadenzug nach zwei Wochen) bei körperlich tätigen Menschen eine Arbeitsunfähigkeit bis zu zwei Wochen bestehen. Eine besondere Schienung ist nicht notwendig.