Eine würdevolle Begleitung von Menschen, die am Lebensende stehen – das ist ein wesentlicher Teil palliativmedizinischer Versorgung. Bereits in den hippokratischen Schriften wurde festgeschrieben, dass sich der Arzt nicht nur um die Gesundung der Patienten bemühen soll, sondern sich auch derer annehmen, die unheilbar erkrankt sind. Der palliativmedizinische Gedanke wurde also erstmals im 1. Jahrhundert n.Chr. formuliert.
Schwerpunkte und Erkrankungen
Rund 40 Prozent der Tumorpatienten können durch Operationen, Chemotheraie oder Bestrahlung geheilt werden. Doch auch für die anderen 60 Prozent kann die Medizin noch einiges tun. Denn auch wenn der Krebs nicht heilbar ist, kann die Palliativmedizin mit einem schmerztherapeutischen Konzept dafür sorgen, dass der Patient trotz schwerer Erkrankung mehr Lebensqualität hat. Die palliativmedizinische Versorgung ist daher eine der wichtigsten Säulen der Krebstherapie.
Eine immer älter werdende Gesellschaft rückt neue Erkrankungen in das medizinische Bewusstsein. Herzinsuffizienz ist eine der häufigsten Erkrankungen älterer Menschen und damit das Endstadium sämtlicher Herzerkrankungen. Die Erkrankung verläuft tödlich. Bluthochdruck und steigendes Alter sind die Hauptursachen für Herzinsuffizienz. Die Palliativmedizin kann heute Patienten mit Herzinsuffizienz durch eine Reihe von lebensverlängernden Medikamenten helfen. Die Lebensqualität der Betroffenen kann dadurch gesteigert werden. Die Palliativmedizin stellt damit eine wesentliche Säule im Bereich der Behandlung von herzerkrankten Patienten.
Die häufigste Stoffwechselerkrankung ist Diabetes. Sie kann eine Reihe von Folgeerkrankungen bedingen, unter anderem Leberschädigungen bis hin zur Leberzirrhose. Eine Leberzirrhose ist unumkehrbar, das Lebergewebe bildet sich zurück, an seiner Stelle wachsen Narben- und Bindegewebe. Die Leber kann ihre Aufgabe den Körper zu entgiften, nicht mehr wahrnehmen. Die Palliativmedizin ist ein zentraler Pfeiler bei der Behandlung von Stoffwechselerkrankungen wie Leberzirrhose oder Diabetes im Endstadium. Schmerzlindernde Medikamente können den Patienten wieder mehr Lebensqualität geben.
Demenz oder Parkinson gehören zu den häufigsten neurodegenerativen Erkrankungen hierzulande. Demenz bezeichnet den Verlust intellektuell erworbener Fähigkeiten durch degenerative, irreversible Hirnerkrankungen. Demenziell erkrankte Palliativpatienten benötigen im Vergleich zu anderen Palliativpatienten besondere Versorgungsstrukturen, da die Bedürfnisse von Demenzpatienten anders gelagert sind. Palliativversorgung bei Demenz legt besonderen Wert auf den größtmöglichen Erhalt der Lebensqualität. Sie ist damit während des gesamten Krankheitsverlaufs wesentlicher Bestandteil der Begleitung der Patienten, dessen Bedürfnisse sich von der Diagnose ab bis hin zum Tod immer weiter verlagern. Der palliative Versorgungsansatz kann diesen sich verändernden Bedürfnissen entsprechen.