Allein aus biologischen Gründen gibt es Erkrankungen und Beschwerden, die nur Frauen betreffen. Männer und Frauen nehmen Gesundheit und Krankheit anders wahr und thematisieren diese auch anders. Während es Männern meist unangenehm ist, über Schmerzen zu sprechen, berichten Frauen häufiger darüber.
Auch die verschiedenen Lebensphasen der Frau benötigen oft besondere Aufmerksamkeit und Behandlungen, wenn etwa Menstruationsbeschwerden oder gar Endometriose, Unwohlsein und Beckenbodenschwäche in den Wechseljahren auftreten.
Schwerpunkte und Erkrankungen
Am häufigsten treten bei Frauen Erkrankungen der Brust und gynäkologische Erkrankungen auf. Ab dem 30. Lebensjahr haben Frauen deshalb einen Anspruch auf eine jährliche Tastuntersuchung der Brust. Zudem ist es ratsam, dass die Brust monatlich selbst abgetastet wird, um etwaige Veränderungen frühzeitig zu erkennen. Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frau. Rund 70.000 Neuerkrankungen werden jährlich gezählt. Dank modernster medizinischer Forschung und neuesten Behandlungsmethoden sind die Heilungschancen aber hoch.
Im frühen Stadium haben Patientinnen häufig noch keinerlei Beschwerden. Nach und nach können aber Knoten in den Brüsten, Hautauffälligkeiten, Veränderungen der Brustwarze oder Schwellungen der Achselhöhlen beobachtet werden.
Je nach Befund und Größe des Tumors wird entschieden, welche Therapie am sinnvollsten erscheint. Neben Operation, Chemotherapien und Bestrahlungen können auch antihormonelle Therapien durchgeführt werden. Bei brusterhaltenden Operationen legen wir Wert darauf, für das Aussehen der Brust ein möglichst gutes, natürlich formendes Ergebnis zu erzielen. In Kooperation mit unserer plastischen und ästhetischen Chirurgie können wir Brustrekonstruktionen nach Amputationen durchführen und sorgen so für einen ganzheitlichen und umfassenden Behandlungsansatz.
Das weibliche Geschlechtsorgan ist komplex, seine Erkrankungen vielfältig. Rund 25.000 Frauen erkranken jährlich an einem Tumor im Genitalbereich. Gynäkologische Krebserkrankungen treten am häufigsten in der Gebärmutterschleimhaut und an den Eierstöcken auf, aber auch Vaginalkarzinome oder Gebärmutterhalskrebs können als Formen auftreten. Die Ursachen sind vielfältig. Fortschreitendes Alter, Übergewicht oder Bluthochdruck können gynäkologische Krebsarten bedingen.
Die Therapie der Erkrankungen erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit, die im zertifizierten Gynäkologischen Krebszentrum der Alb-Fils-Kliniken gewährleistet wird. Radiologen, Gynäkologen, Chirurgen und Strahlentherapeuten arbeiten Hand in Hand und stimmen mit der Patientin in interdisziplinären Tumorkonferenzen die optimalen Behandlungsoptionen ab.
Endometriose ist eine bei Frauen weit verbreitete, gutartige Erkrankung, die häufig extrem schmerzhaft ist. Da die Diagnose zumeist erst recht spät erfolgt, haben Frauen häufig einen langen Leidensweg, bis endlich gefestigte Ergebnisse vorliegen. Schätzungsweise sind vier Millionen Frauen in Deutschland von Endometriose betroffen, jährlich erkranken zirka 30.000 neu.
Gebärmutterschleimhaut-ähnliches Gewebe wächst dabei nicht nur in der Gebärmutterhöhle, sondern auch in den Wandschichten oder außerhalb der Gebärmutter. Während des Monatszyklus wachsen diese Endometrioseherde analog zur Gebärmutterschleimhaut, was häufig zu krampfhaften Schmerzen im Unterleib führen kann. Endometriose hat einen chronischen Verlauf und kann verschiedene Organe befallen.
Was letztendlich die Erkrankung auslöst, ist nicht abschließend geklärt. Als Therapie können sowohl Schmerzmittel als auch eine Hormontherapie in Frage kommen. Operationen, bei denen überflüssiges Gebärmuttergewebe entfernt wird, sind besonders bei extremen Fällen von Endometriose ratsam.
Myome sind Wucherungen, die in der Muskelschicht der Gebärmutter auftreten. Sie sind die häufigsten gutartigen Tumore des weiblichen Genitaltrakts. Jede vierte bis sechste Frau in Deutschland ist davon betroffen. Patientinnen, die unter einem Myom leiden, haben häufig extrem starke Unterleibsschmerzen während der Regelblutung, oftmals ist auch die Regeldauer länger und geht mit starkem Blutverlust einher. Die Wucherungen können besonders in der Schwangerschaft zu Problemen führen, denn durch den veränderten Hormonspiegel wachsen sie, können das Einnisten des Embryos in die Gebärmutterhöhle erschweren oder gar zu einem unerfüllten Kinderwunsch führen. Myome werden meist durch das besonders schonende minimal-invasive Verfahren entfernt. Hierfür sind nur kleine Schnitte nötig, die in der Regel gut verheilen.
Nahezu jede dritte Frau in den Wechseljahren leidet unter ungewolltem Urin- oder Stuhlverlust, auch Inkontinenz genannt. Dabei werden verschiedene Formen des unkontrollierten Harnausflusses unterschieden. Aus Scham trauen sich viele Patientinnen nicht mehr, aktiv am Leben teilzunehmen. Die Angst, man könnte „etwas riechen“, führt zu drastischen Einschnitten in die Lebensqualität der Frauen.
Wie eine Behandlung erfolgt, entscheidet sich letztendlich daran, welche Ausprägung die Inkontinenz oder die Beckenbodenschwäche hat. Oftmals lässt sich mit einfachen diagnostischen, wie auch therapeutischen Maßnahmen die Situation für die betroffenen Frauen im Alltag verbessern. Da Inkontinenz und Beckenbodenschwäche oft miteinander einhergehen, ist es wichtig, bei allen Untersuchungen beide Erkrankungen zu berücksichtigen. Die Behandlung erfolgt dann interdisziplinär zwischen den Spezialisten der Gynäkologie, Viszeralchirurgie, Urologie, Anästhesiologie und der Physiotherapie.