Wie bei den anderen Körperorganen kann es auch bei den harnbildenden und harnableitenden Organe, also der Harnröhre, der Blase, dem Harnleiter, der Nieren und der Nierenbecken, zu Infektionen und entzündlichen Erkrankungen kommen, die aber meist gut behandelt werden können. Beim Mann können auch die Prostata sowie die Samenwege betroffen sein. Die meisten Entzündungen sind mit unangenehmen Schmerzen verbunden.
Meist sind die Harnwege von Entzündungen betroffen. Aufgrund der kürzeren Harnröhre treten die Entzündungen sehr viel häufiger bei Frauen als bei Männern auf. Schmerzen und ein Brennen beim Wasserlassen, Blut im Urin sowie ein deutlich erhöhter Harndrang können auf eine Harnwegsentzündung hindeuten.
Feststellen lässt sich der Harnwegsinfekt meist anhand seiner typischen Beschwerden und mittels eines Schnelltests, dem Urinteststreifen. Bei komplizierten oder häufig wiederkehrenden Entzündungen der Harnwege ist eine weiterführende Diagnostik erforderlich. So kann die Untersuchung des Urins mittels einer Urinkultur weitere Informationen liefern. Auch kann eine Blasenspiegelung, eine sogenannte Zystoskopie, durchgeführt werden, um krankhafte Veränderungen in den ableitenden Harnwegen zu entdecken.
Kann die Harnwegsentzündung mit Hilfe von Hausmitteln nicht mehr abgewendet werden, kann bei einem unkomplizierten Harnwegsinfekt eine Antibiotika-Therapie rasch zu einer Heilung führen. Die Entzündung kann sich so nicht ausweiten, zum Beispiel ins Nierenbecken.
Auch kompliziertere, akute Harnwegsinfekte behandeln wir unter Einsatz von Antibiotika, jedoch dauert die Therapie dann länger über mehrere Wochen. Bei Vereiterungen in der Prostata oder in der Niere kann zusätzlich ein chirurgischer Eingriff zu deren Beseitigung erforderlich sein.
Wandern die Bakterien aus den unteren Harnwegen in das Nierenbecken, kann es zu einer Nierenbeckenentzündung kommen, einer sogenannten Pyelonephritis. Typische Symptome sind auftretendes Fieber, Schmerzen im Bereich der Flanken, Schüttelfrost und allgemeines Unwohlsein. Auch kann es zu Schmerzen beim Wasserlassen oder Blut im Urin kommen.
Zur Diagnosestellung ziehen wir eine Untersuchung des Urins und des Bluts, Abklopfen im Bereich der Niere sowie den Ultraschall heran. Um Veränderungen des Harntrakts oder Nierenfunktionsstörungen auszuschließen, führen wir nach Therapie zudem eine Röntgenuntersuchung oder eine Spiegelung des Harntraktes durch.
Wie der Harnwegsinfekt wird auch die Nierenbeckenentzündung mittels einer Antibiotika-Therapie behandelt, um die Erreger zu bekämpfen und ihre weitere Ausbreitung und die damit verbundenen Schäden und Komplikationen zu verhindern.
Sind Fehlbildungen des Harntraktes wie Engstellen im Nierenbeckenabgang oder der Harnleiter, Zystennieren, Prostatavergrößerung oder Harnsteine, ursächlich für die Nierenbeckenentzündung, ist je nach Art der Fehlbildung ein operativer Eingriff zur Behebung notwendig.
Wird eine Nierenbeckenentzündung nicht behandelt, kann sie chronisch werden, also nicht mehr vollständig abheilen. Im schlimmsten Fall kann sie zu dauerhaften Schäden der Nieren und zunehmender Nierenschwäche, einer Niereninsuffizienz, führen.