Die interventionelle Radiologie ist ein Teilgebiet der Radiologie, das auf die Diagnosestellung und Behandlung vieler Krankheiten durch schonende minimal-invasive Behandlungstechniken mit Hilfe bildgebender Verfahren spezialisiert ist. Dieser Zweig der Radiologie hat sich in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt und eine zunehmende klinische Bedeutung erlangt.
Heute stellt die interventionelle Radiologie eine wichtige Alternative zu herkömmlichen chirurgischen Eingriffen dar. Aufgrund der geringeren Invasivität können Patienten nach interventionell-radiologischen Eingriffen häufig früher aus dem Krankenhaus entlassen werden. Eine Vollnarkose ist in den meisten Fällen nicht notwendig.
Im Gegensatz zu Operationen wird die Körperoberfläche nur durch einen kleinen Stichkanal verletzt, sodass diese Verfahren als 'Schlüsselloch-Medizin' bezeichnet werden können.
Des Weiteren sind die Risiken, Schmerzen und Erholungszeiten nach interventionellen Eingriffen wesentlich geringer als bei chirurgischen Eingriffen.
Bei unklaren Befunden können kleine Punktionsnadeln CT-gesteuert in die Läsion eingebracht werden. Hierdurch können gezielte Gewebeproben zur weiteren histologischen Untersuchung in der Pathologie entnommen oder Drainagen bei einem Abszess (innere Eiteransammlung) gelegt werden.
Bei Rückenschmerzen können Gelenke oder Nerven gezielt betäubt werden, um so die Beschwerden zu bessern.
Der Eingriff erfolgt unter lokaler Betäubung und ist in der Regel schmerzfrei.
Zur Behandlung von Lebertumoren stehen verschiedene Therapieformen zur Verfügung. Hierzu zählen neben der chirurgischen Entfernung verschiedene lokale minimal-invasive thermoablative Verfahren.
Lokale Tumorablation
In unserer Abteilung führen wir die Thermoablation von Lungen- und Lebertumoren mittels Mikrowellen (MWA)- oder Radiofrequenzablation (RFA) als minimal-invasives, örtlich tumorzerstörendes Verfahren durch.
Bei beiden Verfahren wird der Tumor durch eine lokale Hitzeeinbringung über eine dünne Sonde von innen zerstört. Die speziellen Ablationssonden werden in lokaler Betäubung oder Analgosedierung unter CT-Kontrolle in den Tumor eingebracht. Durch die Bildkontrolle mittles CT wird das Risiko von Organverletzungen minimiert.
Bei der Radiofrequenzablation erzeugt ein Radiofrequenzgenerator einen hochfrequenten Wechselstrom über die Sonde und erwärmt hierdurch das Tumorgewebe auf bis zu 125 Grad Celsius.
Demgegenüber werden bei der Mikrowellenablation durch einen Generator an der Sondenspitze elektromagnetische Schwingungen erzeugt, die zu einer Bewegung der Wasserstoffmoleküle in den Tumoren führt. Durch die Reibung der Wassermoleküle entsteht dann ähnlich wie in einem Mikrowellengerät Wärme, die den Tumor von innen verkocht.
Neben diesen örtlichen thermischen Verfahren werden verschiedene systemische medikamentöse Ansätze (Chemotherapie) angewendet. Aber auch die transarterielle Chemoembolisation (TACE) zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von Lebermetastasen.
Therapiewahl, Kombination der einzelnen Verfahren und auch Zeitpunkt des Therapiebeginns sind nicht standardisiert und werden den Bedürfnissen der Patienten angepasst.
Transarterielle perkutane Chemoembolisation (TACE)
Bei der TACE wird die unterschiedliche Blutversorgung von Tumor- und Lebergewebe genutzt. Während gesundes Lebergewebe zu 75 Prozent über das Portalvenensystem und nur zu 25 Prozent vom arteriellen Blutstrom versorgt wird, werden Lebertumoren bis zu 95 Prozent über die Leberarterien versorgt. Hierdurch bewirkt die Embolisation der Leberarterien ischämische Nekrosen im Tumorgewebe, während das normale Lebergewebe bei ausreichender portalvenöser Perfusion geschont wird.
Zusätzlich werden durch die arterielle Einbringung der Chemotherapeutika in die Leberarterien im Lebergewebe bis zu hundertfach höhere Konzentrationen gegenüber einer systemischen Chemotherapie erreicht, bei weniger stark ausgeprägten Nebenwirkungen.
Indikationen für die Durchführung der transarteriellen Chemoembolisation
fehlende Resektabilität (chirurgisch oder durch Thermoablation) der Leberherde
Nichtansprechen auf eine systemische Chemotherapie
Voraussetzungen zur Durchführung der transarteriellen Chemoembolisation
normale Gefäßarchitektur, die eine Perfusion beider Leberlappen erlaubt
offene Pfortader
kein Aszites (Ansammlung von Flüssigkeit in der freien Bauchhöhle)
ausreichende Leberfunktion
guter Allgemeinzustand des Patienten
Vorteile der TACE
geringe Belastung für den Patienten
komplikationsarme Anwendung bei guter Lebensqualität
deutlich verkürzter Klinikaufenthalt
Reduktion der Tumorwachstumsgeschwindigkeit/Regress des Tumors
Die Häufigkeit der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK oder auch Schaufensterkrankheit) nimmt mit dem Alter deutlich zu. Im hohen Lebensalter sind etwa 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung betroffen. Im Rahmen der sogenannten Arteriosklerose kann es zu Gefäßverengungen oder -verschlüssen kommen.
Der Schweregrad der Erkrankung wird in vier Stadien eingeteilt:
Stadium I: asymptomatische pAVK
Stadium II: Schmerzen bei
- einer Gehstrecke von über 200 Metern (II A)
- einer Gehstrecke von unter 200 Metern (II B)
Stadium III: Schmerzen in Ruhe
Stadium IV: Nekrose / Gangrän (nicht abheilende offene Stellen am Fuß)
Bei der Therapie der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit steht in erster Linie das Ausschalten von Risikofaktoren, durch den Verzicht auf das Zigarettenrauchen und die Einstellung des Bluthochdrucks, eines Diabetes und die Senkung der Blutfette im Vordergrund.
Ab dem Stadium II B (Gehstrecke unter 200 Meter) sind konservative Maßnahmen wie eine Änderung des Lebensstils und eine medikamentöse Therapie nicht mehr ausreichend. Es empfiehlt sich eine Eröffnung (Revaskularisation) der verschlossenen Gefäße. Hierfür stehen uns sowohl interventionell-radiologische als auch gefäßchirurgische Methoden zur Verfügung. Welches Verfahren für Sie am besten geeignet ist, wird im ALB FILS KLINIKUM in einem interdisziplinären Gefäßzentrum gemeinsam zwischen Chirurgie und Radiologie besprochen.
Die typische radiologische Behandlungsmethode einer Gefäßverengung ist die Perkutane Transluminale Angioplastie (PTA). Bei der PTA werden Engstellen oder Verschlüsse der Arterien mit einem Ballonkatheter aufgedehnt. Diese Behandlung erfolgt in lokaler Betäubung über die Leistenarterien. Unter Röngenkontrolle wird mit verschiedenen Führungsdrähten und Kathetern die Engstelle im Gefäß aufgesucht. Falls eine alleinige Ballonaufweitung (unzureichender Dehnungserfolg, Einriss der inneren Gefäßwand) nicht ausreicht, kann ein Stent zur dauerhaften Wiedereröffnung der Arterie eingesetzt werden. Ein Stent besteht aus einem Drahtgeflecht, das die Arterie von innen offenhalten soll.
Als neue Technik bieten wir auch die sogenannte Rotationsthrombektomie an. Hier kommt ein kleines Spezialkathetersystem mit einem an der Katheterspitze sitzenden Bohrer zum Einsatz. Hierdurch kann der Kalk vollständig abgetragen werden, während bei einer PTA die Verkalkungen zur Seite an die Gefäßwand gedrängt werden. Deshalb eignet sich die Rotationsthrombektomie insbesondere bei Patienten mit ausgeprägten, langstreckigen Verkalkungen. Unter Röntgenkontrolle wird der Einsatz der Mini-Fräse in den verstopften Gefäßen gesteuert.
Der Dialyse-Shunt ist für die Durchführung einer Dialyse (Blutwäsche) unabdingbar. Hierfür wird künstlich ein Shunt oder eine arteriovenöse Fistel (Kurzschlussverbindung zwischen normalerweise getrennten Arterien und Venen) angelegt, um ein großvolumiges Gefäß für eine Hämodialyse zur Verfügung zu haben.
Bei sachgerechter Benutzung kann der Shunt über einen langen Zeitraum verwendet werden.
Leider kann es im Lauf der Zeit zu einer Einschränkung der Funktionstüchtigkeit oder sogar zu einem Verschluss kommen. Hierbei findet sich am häufigsten eine Verengung des Shunts oder der zum rechten Herzen abführenden Venen (zentrale Venen-Stenose). Durch eine frühzeitige Ballondilatation der Stenosen kann die Funktion des Shunts wieder normalisiert werden, um so einen Verschluss des Shunts zu verhindern. Aber auch bei einem Verschluss des Shunts kann häufig über einen speziellen Absaugkatheter die Funktion des Shunts wiederhergestellt werden. In unserem Zentrum sind wir auf die minimal-invasive Behandlung von Dialyseshunts spezialisiert.
Gesamtes interventionelles Therapiespektrum
Unser Institut bietet neben dem gesamten Spektrum der bildgebenden Verfahren auch alle modernen Therapieformen der Interventionellen Radiologie an, eine für den Patienten schonende Hightech-Medizin. Hierzu zählen unter anderem:
Gefäßbehandlungen
(z.B. Wiedereröffnung von verengten oder verschlossenen Blutgefäßen bei Durchblutungsstörungen im Becken und in den Beinen mittels Ballondilatation und/oder Stent-Systemen (Perkutane transluminale Angioplastie, kurz (PTA)
Ausschaltung von Nerven
CT-gesteuerte Sympathikolyse bei Durchblutungsstörungen infolge einer Nervenblockade des sympathischen Grenzstrangs im Bereich der Brust- oder Lendenwirbelsäule
Dialyse-Shunts
Behandlung von Shuntstenosen oder Wiedereröffnung von verschlossenen Shunts
Aneurysmabehandlung
Einsetzen von speziellen Aortenprothesen zur inneren Ausschaltung eines Aneurysmas in der Bauchaorta (Erweiterung der Bauchschlagader)
Schmerztherapie
z. B. bildgestützte Injektion von Schmerzmitteln bei Schmerzen an der Wirbelsäule und bei Knochen- und Gelenkschmerzen
CT- und MRT-gesteuerte diagnostische Punktion von Geweben
z. B. zur Probengewinnung zur histologischen Untersuchung in der Pathologie
Drainageeinlage
bildgesteuerte Anlage von Drainagekathetern zum Ableiten entzündlicher und nicht-entzündlicher Flüssigkeiten aus dem Körper
Embolisation (Verschluss arterieller oder venöser Gefäße)
bei inneren Blutungen, Gefäßaussackungen oder Tumoren durch die intraluminale Applikation von Embolisaten (flüssige Embolisate oder Metallspiralen (Coils)
Prostataembolisation bei symptomatischer Prostatahyperplasie (gutartige Prostatavergrößerung
(lokale) Behandlung von Tumoren und Metastasen
Myome (gutartige Wucherungen der Gebärmutter)
Lebertumore
Urologische Tumore, z. B. Nierentumore- Radiofrequenzablation (RFA): lokale Zerstörung von (Tumor-)Gewebe durch Applikation von Hochfrequenzstrom/Wärme
- Mikrowellenablation: lokale Zerstörung von Tumorzellen durch Hitze
- Transarterielle Chemoembolisation (TACE): minimal-invasive, radiologische Therapie (inoperabler) Lebertumore, und in ausgewählten Fällen auch von Lebermetastasen, durch Injektion eines Chemotherapeutikums gemeinsam mit einer embolisierenden Flüssigkeit in das Tumorgewebe
- blande Embolisation