Die Leber ist unser größtes inneres Organ und zugleich wichtigstes Entgiftungsorgan: Sie filtert dazu in der Minute etwa 1,5 Liter Blut und baut dabei Stoffwechselprodukte, Medikamente und Giftstoffe ab. Falsche Ernährung, Medikamente und Virusinfektionen können die Leber belasten und zu dauerhaften Schäden führen. Lebererkrankungen sind dabei weit verbreitet, etwa fünf Millionen Menschen leiden allein in Deutschland an einer Lebererkrankung.
Unser überregionales Leberzentrum bündelt die Expertise unterschiedlicher medizinischer Fachdisziplinen: Internistische Leberspezialisten an den Klinikstandorten in Göppingen und Geislingen, Viszeralchirurgen, Radiologen und Strahlentherapeuten arbeiten eng mit niedergelassenen Gastroenterologen aus dem Landkreis Göppingen zusammen. In wöchentlichen Fallkonferenzen wird jeder Patient mit seinem Krankheitsbild vorgestellt und besprochen sowie gemeinsam die für ihn optimale Therapie im individuellen Fall festgelegt.
In unserer Lebersprechstunde werden alle Erkrankungen der Leber betreut, jeder Patient wird von Beginn an durch den diagnostischen und therapeutischen Ablauf begleitet.
Wir sind assoziierte Klinik der Deutschen Leberstiftung. Durch unsere Mitarbeit fördern wir die Verbesserung der Früherkennung, die Vorbeugung und die Behandlungsmöglichkeiten von Lebererkrankungen.
Eine Leberzirrhose, umgangssprachlich auch als ‚Schrumpfleber’ bezeichnet, kann entstehen, wenn die Leber dauerhaft belastet wird. Das Lebergewebe löst sich langsam auf und wird durch Narben- und Bindegewebe ersetzt. Sie ist eine Folgeerkrankung von chronischen Lebererkrankungen.
Ursachen und Symptome
Ursächlich können langanhaltender Alkoholmissbrauch, falsche Ernährung oder eine Virushepatitis sein. Erst wenn sich das Drüsengewebe zurückbildet und stattdessen Binde- und Narbengewebe aufgebaut wird, spricht man von einer Zirrhose.
Symptome treten meistens erst nach Jahren auf. Bei einer fortgeschrittenen Zirrhose kommt es zu einer Verkleinerung der Leber, einer Gelbfärbung der Haut und partiellen Erweiterungen der Hautgefäße (Spider naevus).
Diagnosestellung
Durch Abtasten der Bauchgegend kann die Größe der Leber ertastet werden. Zudem untersucht der Arzt, ob Leberhautzeichen vorliegen. Mittels eines Bluttests und eines Ultraschalls kann außerdem ermittelt werden, in welchem Ausmaß die Leber bereits geschädigt wurde. Bildgebende Verfahren wie die Ultraschalluntersuchung (Sonographie) oder eine Computertomographie (CT) sind häufig erst in fortgeschrittenen Stadien für eine sichere Diagnostik sensitiv genug. Eine Leberbiopsie kann daher den Verdacht auf Leberzirrhose weiter festigen. Dabei wird etwas Lebergewebe entnommen und anschließend durch die Pathologen feingeweblich untersucht. Seit einigen Jahren steht unserer Klinik hierfür auch ein modernes nicht-invasives Verfahren, die sogenannte Elastographie, zur Verfügung, mit welchem sich der Zirrhosegrad beurteilen lässt. Gleichzeitig kann mit diesem Verfahren der Erfolg einer medikamentösen Therapie im Verlauf geprüft werden.
Behandlungsmöglichkeiten
Liegt eine Zirrhose vor, wird umgehend mit der Therapie begonnen. Da die Krankheit unumkehrbar ist, erstreckt sich der Therapiekatalog vor allem auf Methoden, die die Zirrhose aufhalten. Dazu gehört es, alle leberschädigenden Substanzen, etwa Alkohol oder bestimmte Medikamente, sofort abzusetzen. Da die Leberzirrhose die Folge verschiedener Krankheiten ist, gilt es, zunächst die ursächliche Erkrankung zu behandeln.
Aufgrund des erhöhten Risikos für die Entstehung von Leberkrebs, auch als hepatozelluläres Karzinom (HCC) bezeichnet, ist bei Patienten mit Leberzirrhose ein HCC-Screening sinnvoll. Ziel ist es, eine mögliche Krebserkrankung in einem frühen, noch mit Aufsicht auf Heilung therapierbarem Stadium festzustellen. Screeningmethode der Wahl ist dabei die Sonographie der Leber, die alle sechs Monate durchgeführt werden sollte.
Die Fettleber zählt zu den häufigsten chronischen Lebererkrankungen in Deutschland. Grund dafür ist, dass in der Leber Fette abgelagert werden, die diese nicht mehr abbauen kann.
Wie eine Fettleber entsteht, ist noch nicht vollständig erforscht. Klar ist nur, dass ein Missverhältnis aus Kalorienzufuhr und -abbau vorhanden ist. Es gibt auch einen klaren Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und einer Fettleber. Häufiger ist jedoch eine Mischung aus ungesunder Ernährung und Bewegungsmangel der Grund für eine Leberverfettung.
Die Fettleber ist eine symptomarme Krankheit. Sie wird häufig erst im Zuge einer Routineuntersuchung diagnostiziert. Durch Abtasten des Oberbauches kann das durch die Erkrankung vergrößerte Organ erspürt werden. Mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) kann die Diagnose gefestigt werden. Es folgen ein Bluttest und in unklaren Fällen eine Gewebeprobe, um den Grad der Verfettung festzustellen.
Bei der Behandlung der Fettleber setzen wir an der Ursache der Erkrankung an. Ist die Verfettung noch nicht allzu weit fortgeschritten, kann durch eine konsequente Umstellung vieler Lebensgewohnheiten eine gute Therapie und damit Erholung der Leber erfolgen. Dazu gehören der Verzicht auf Alkohol und eine Ernährungsumstellung, ebenso wie ausreichend Bewegung. Gelingt dies nicht, kann sich eine gefährliche Leberzirrhose entwickeln. Spezielle Medikamente, die gezielt eine Fettleber oder Fettleberentzündung heilen, gibt es nicht.
Unter einer Hepatitis versteht man im Allgemeinen eine Entzündung der Leber. Sie kann verschiedene Ursachen haben. Häufig wird die Entzündung durch Viren hervorgerufen, die durch Blut, Lebensmittel, Fäkalien, Sexualkontakte oder Transfusionen übertragen wurden.
Hepatitis A ist beispielsweise über mit Fäkalien kontaminiertes Trinkwasser oder nicht ausreichend durchgekochte Meerestiere übertragbar. Hepatitis B wird über Sexualverkehr und Schleimhautkontakte sowie Blut übertragen. Bei Hepatitis C ist ein direkter Blutaustausch dafür verantwortlich, dass Menschen sich infizieren. Gegen Hepatitis A und B gibt es inzwischen Impfungen.
Häufig bemerkt ein Betroffener lange nicht, dass er sich mit einer Virushepatitis B oder C infiziert hat. Die Symptome sind zu Beginn der Krankheit recht unspezifisch. Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Bauchschmerzen und später Gelbsucht treten auf.
Mittels eines Hepatitistests wird untersucht, ob eine Erkrankung vorliegt. Blutuntersuchungen auf bestimmte Antikörper gegen Hepatitis-Viren und Ultraschalluntersuchungen, um Informationen über den Zustand der Leber zu erhalten, stützen die Diagnosemöglichkeiten.
Nach der akuten Phase kann eine Hepatitis folgenlos ausheilen oder sich zu einer chronischen Hepatitis entwickeln, was wiederum die Entstehung einer Leberzirrhose und auch Leberkrebs begünstigt.
Eine Hepatitis C wird in den meisten Fällen chronisch. Moderne medikamentöse Therapien können die Vermehrung des Virus hemmen. Welche Medikamente zum Einsatz kommen, hängt individuell vom Patienten und vom genauen Typ des Hepatitis C-Virus ab.
Erkrankungen der Gallenblase und der Gallenwege gehen häufig einher mit der Bildung von Gallensteinen. Diese kleinen, aus Gallenflüssigkeit bestehenden Ablagerungen verursachen in den meisten Fällen keine Beschwerden. Rund ein Viertel der Menschen entwickelt im Leben Gallensteine. Die Ablagerungen sind, sofern sie keine Beschwerden verursachen, nicht behandlungsbedürftig.
Gallensteine können aber auch eine Gallenblasenentzündung hervorrufen. Durch heftige Koliken im rechten Oberbauch, Fieber und häufig auch eine Gelbfärbung der Haut lässt sich eine Gallenentzündung erkennen. Die Gallenblasenwand ist in dem Fall verdickt und kann vom Arzt bei einer Ultraschalluntersuchung gut erkannt werden.
Häufig muss bei der Entzündung der Gallenblase diese operativ entfernt werden, da bei medikamentöser Behandlung häufig Komplikationen und Nebenwirkungen auftreten können. Gallensteine können sich aber auch in den Gallenwegen festsetzen und so den Abfluss des Gallensaftes in den Darm verhindern. In diesem Fall müssen die Gallensteine endoskopisch aus den Wegen entfernt werden, um den Rückfluss wieder zu ermöglichen.
Die Leber ist der „Entgifter“ unseres Körpers. Alle Giftstoffe, die wir durch Nahrung aufnehmen, werden von ihr gefiltert. Nimmt der Mensch zu viele Giftstoffe auf, werden auf Dauer auch die Leberzellen geschädigt.
Leberkrebs ist in Deutschland eine vergleichsweise seltene Krebserkrankung. Besonders häufig von Leberkrebs betroffen sind Menschen, die unter einer Fettleber oder an einer chronischen Virushepatitiserkrankung leiden. Häufig ist die Leber auch durch chronischen Alkoholmissbrauch stark geschädigt.
Zu Beginn der Erkrankung verursacht der Krebs nur wenige Beschwerden. Er wird daher häufig bei Routineuntersuchungen zufällig entdeckt und auch erst dann, wenn er schon weiter fortgeschritten ist.
Typische Kennzeichen für Leberkrebs sind Druckschmerzen im Oberbrauch, tastbare Schwellungen unter der rechten Rippe, Appetitlosigkeit, Gelbsucht und Juckreiz.
Diagnosestellung
Meist zeigt bereits die körperliche Untersuchung, ob die Leber gesund ist oder krank. Größe und Beschaffenheit der Leber sowie Verfärbungen von Haut und Augen deuten dabei auf eine mögliche Lebererkrankung hin. Die Diagnose Leberkrebs wird dann mit bildgebenden Verfahren wie beispielsweise der Ultraschalluntersuchung und einer möglichen Biopsie gefestigt.
Erhärtet sich bei der Ultraschalluntersuchung (Sonographie) der Verdacht auf Leberkrebs, lässt sich der Tumor mittels einer Computertomographie (CT) und einer Kernspintomographie (MRT) genauer lokalisieren, ein möglicher Befall von Lymphknoten und eine Streuung in andere Organe feststellen sowie die Gefäßversorgung der Leber genauer untersuchen. Diese Informationen sind wichtig für die Wahl der anschließenden Therapie.
Behandlungsmöglichkeiten
Je nach Art des Tumors und davon abhängig, ob sich Metastasen gebildet haben, wird die Therapie ausgerichtet. Eine medikamentöse Therapie durch zielgerichtete Medikamente ist denkbar. Sie greifen in die Signalwege des Tumorstoffwechsels ein und verlangsamen bzw. verhindern eine weitere Zellteilung.
Operativ bieten sich verschiedene Möglichkeiten. Sowohl Teilleberentfernungen als auch Lebertransplantationen können Optionen sein. Die operative Behandlung erfolgt durch die Kollegen der Allgemein- und Viszeralchirurgie.
Die enge Kooperation mit dem Transplantationszentrum des Universitätsklinikums Tübingen ermöglicht sowohl die wohnortnahe Vorbereitung als auch die Nachsorge im Rahmen einer Lebertransplantation.
Gebündelte Expertise im Leberzentrum
Im Leberzentrum ist die Expertise der an Leberkrebs beteiligten Fachdisziplinen gebündelt: internistische Leberspezialisten, Viszeralchirurgen, Radiologen und Onkologen. In wöchentlich stattfindenden Tumorkonferenzen wird jeder Patient mit seinem Krankheitsbild vorgestellt und besprochen sowie gemeinsam die für ihn optimale Therapie festgelegt.