Der Operationssaal gehört zu den wichtigsten Arbeitsplätzen des Anästhesisten. In den 20 Operationssälen des ALB FILS KLINIKUMS betreuen unsere qualifizierten Mitarbeiter Patienten aller operativ tätigen Fachabteilungen und führen jährlich über 16.000 Narkosen unter höchsten Qualitäts- und Sicherheitsstandards durch
Darüber hinaus erbringen wir auch Narkoseleistungen im Bereich der Inneren Medizin, zum Beispiel in der Endoskopie und im Herzkatheterlabor, der Radiologie sowie in der Ambulanz und im Schockraum im Rahmen der Notfallversorgung.
Eine Anästhesie ermöglicht die schmerzfreie Durchführung von Operationen und weiteren medizinischen Behandlungen und Untersuchungen. Auch sorgt unser Anästhesie-Team während und nach einem operativen Eingriff dafür, dass die Organfunktionen stabil sind.
Es kommen alle modernen Formen der Allgemeinanästhesie und Regionalanästhesie, als auch Kombination beider Methoden zur Anwendung.
Die Allgemeinanästhesie, auch Vollnarkose genannt, ist die häufigste bei größeren Eingriffen verwendete Narkoseform. Während einer Allgemeinanästhesie werden Schmerzempfinden, Muskelspannung und das aktive Bewusstsein ausgeschaltet, der Patient wird in einen schlafähnlichen Zustand versetzt.
Dazu gehören als wesentliche Methoden die total intravenöse und die balancierte Anästhesie. Bei einer balancierten Anästhesie werden intravenöse und volatile (dampfförmige) Anästhetika kombiniert, um die Verträglichkeit zu erhöhen und die Steuerbarkeit zu verbessern. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus unterschiedlichen Wirkstoffgruppen. Hypnotika (Schlafmittel), Analgetika (Schmerzmittel) und Muskelrelaxantien zur Erschlaffung der Muskelpartien. Die volatilen Anästhetika werden hierbei im geschlossenen Narkosesystem mit automatisierter Narkosegas-Steuerung appliziert, was wiederum die Sicherheit erhöht und die Verträglichkeit verbessert.
Im Rahmen der total intravenösen Anästhesie (TIVA) wird auf die Gabe der volatilen Anästhetika verzichtet. Wir können damit das Auftreten einer postoperativen Übelkeit vermindern. Um bei einer TIVA die Narkosetiefe besser steuern zu können, kommt in unserer Klinik auch eine 'Target Controlled Infusion' (TCI) zur Anwendung. Hierbei werden die Narkosemittel mit modernen Spritzenpumpen als zielwertgesteuerte Infusion verabreicht.
Die Narkosetiefe wird entweder anhand der Konzentration des volatilen Anästhetikums und/oder anhand der Veränderungen der Hirnstromaktivität (EEG) gemessen. So ist der Anästhesist in der Lage sowohl bei jungen oder sehr betagten Patienten als auch bei kleinen oder großen Operationen die optimale Narkosetiefe individuell einzustellen.
Bei der Regionalanästhesie, auch als Teilnarkose bezeichnet, wird durch eine medikamentös bedingte Blockade von Nervenbahnen das Schmerzempfinden und auch die Bewegungsmöglichkeit in einer bestimmten Körperregion, zum Beispiel des Unterleibs, eines Armes oder der Beine, vorübergehend ausgeschaltet.
Der restliche Körper wird dadurch nicht beeinflusst, der Patient ist bei Bewusstsein und somit wach und ansprechbar. Auf Wunsch können zusätzlich beruhigende Medikamente verabreicht werden (Sedierung). Auch die Einleitung einer Allgemeinanästhesie ist im Bedarfsfall möglich.
Wir unterscheiden
rückenmarksnahe und
periphere Regionalanästhesien.
Bei einer rückenmarksnahen Anästhesie wird das Lokalanästhetikum entweder in den Spinal- oder Periduralraum appliziert. Die untere Körperhälfte wird hierdurch schmerzunempfindlich. Typische Operationen, die mit dieser Anästhesieform durchgeführt werden können, sind u. a. der Kaiserschnitt, transurethrale Operationen in der Urologie oder Operationen an Knie- und Sprunggelenk in der Orthopädie/Unfallchirurgie.
Bei peripheren Regionalanästhesien wird zwischen einer Plexusanästhesie (Betäubung von Nervenfasergeflechten) und der Blockade einzelner Nerven unterschieden. Die Plexusanästhesie kommt u. a. bei Eingriffen an Schulter, Arm und Hand zur Anwendung, die Blockade einzelner Nerven bei Eingriffen an Hand, Fuß oder Unterschenkel.
Die peripheren Regionalanästhesien werden in unserer Klinik regelhaft sonographisch gesteuert, das heißt mit Hilfe des Ultraschalls durchgeführt. Dies macht die Durchführung nicht nur sicherer, sondern für den Patienten auch deutlich angenehmer.
Die heutigen Verfahren der Regionalanästhesie sind für den Patienten schonend. Nach der Operation verspüren Sie anfänglich keine Schmerzen, auch Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Benommenheit sind selten.
Bei großen operativen Eingriffen im Bereich der Viszeral-, Thorax- und Aortenchirurgie sowie in der Urologie ist auch eine Kombination einer Allgemein- und Regionalanästhesie (z. B. in Form einer thorakalen Periduralanästhesie) sinnvoll. Vorteile für den Patienten sind ein verminderter Anästhetikabedarf, bessere Schmerztherapie und schnellere Mobilisation nach der Operation, so dass Genesung und Heilung unterstützt werden.
Gut zu wissen: Ablauf einer Anästhesie
In der Anästhesie-Ambulanz werden Sie von unseren Mitarbeitern begrüßt und Ihnen werden die nächsten Schritte erläutert. Vor dem Gespräch mit den Ärzten der Anästhesiologie erhalten Sie einen Anästhesie-Aufklärungsbogen. Bitte lesen Sie diesen vor dem Narkose-Vorbereitungsgespräch sorgfältig durch und füllen Sie alle entsprechenden Felder aus.
Anschließend leiten unsere Mitarbeiter Sie in die Ambulanzuntersuchungsräume. Sie messen Ihren Blutdruck, Herzfrequenz und die Sauerstoffsättigung im Blut. Gemeinsam mit Ihnen wird die bestehende Vormedikation festgehalten. Bestehen Fragen zum Fragebogen, so sprechen Sie unsere Mitarbeiter gerne an.
Anschließend erfragen die Ärzte der Anästhesiologie Ihre Vorerkrankungen oder gesundheitliche Risiken und untersuchen Sie, um anschließend mit Ihnen in einem ausführlichen Vorgespräch das am besten geeignete Anästhesieverfahren festzulegen. In diesem Gespräch werden eventuell weitere notwendige Untersuchungen festgelegt. Es werden Verhaltensregeln vor und nach der Operation sowie mögliche Risiken und Komplikationen besprochen. Es wird der Ablauf von Narkose, Operation und Schmerztherapie erläutert. Alle offenen Fragen sowie gegebenenfalls Ängste vor einer Anästhesie können und sollen in diesem Vorgespräch besprochen werden.
Erweiterte Voruntersuchungen wie z. B. Labor, EKG, Röntgen, Herzultraschall oder ein kardiologisches Konsil sind vor allem bei älteren Menschen, Herzkranken, Allergikern oder Diabetikern wichtig, damit das geeignete Anästhesie- und Überwachungsverfahren festgelegt werden kann. In Abhängigkeit von Operation, Vorerkrankungen und Risiken wird mit Ihnen besprochen, ob eine postoperative Behandlung auf der Intensivstation notwendig ist.
Das Vorgespräch findet für unsere mobilen Patienten in unserer Anästhesie-Ambulanz statt.
Anästhesie-Ambulanz in der Klinik am Eichert
1. Obergeschoss
Anmeldung im Sekretariat Raum 1 506
Sprechzeiten: montags bis freitags von 8 bis 16 Uhr
Telefon: 07161 64-2092
Am OP-Tag müssen Sie nüchtern sein, bis zu zwei Stunden vor der Operation dürfen Sie noch eine klare Flüssigkeit (Wasser, Tee oder Saft ohne Fruchtfleisch) trinken. Vom Stationspersonal erhalten Sie Ihre vom Anästhesisten festgelegten gewohnten Medikamente wie bspw. Blutdruckmittel und gegebenenfalls zusätzlich eine Tablette, die eine beruhigende Wirkung auf Sie haben wird.
Im Operationsbereich nimmt Sie eine erfahrene Anästhesiepflegefachkraft in Empfang und bereitet Sie im Anästhesie-Vorbereitungsraum für die Narkose vor.
Patientensicherheit steht bei uns an oberster Stelle. Um Verwechslungen zu vermeiden, prüfen wir anhand des Patientenarmbands und einiger Fragen an Sie nochmals Ihre Identität.
Anschließend wird das für die Überwachung der Narkose notwendige Monitoring angelegt (u. a. Messung der Herzströme (EKG), des Sauerstoffgehalts im Blut und des Blutdrucks).
Nach dem Anlegen eines venösen Zugangs wird dann durch die Ärzte der Anästhesiologie entweder eine Regionalanästhesie durchgeführt oder eine Vollnarkose (Allgemeinanästhesie) eingeleitet. Bei Letzterer schlafen Sie wenige Sekunden später ruhig und sicher ein.
Unser Narkosearzt bleibt während des gesamten Eingriffs an Ihrer Seite. Er überwacht Ihre lebenswichtigen Funktionen und stellt sicher, dass Ihre Atmung und Ihr Kreislauf stabil sind und bleiben. Die kontinuierliche lückenlose Überwachung u. a. mittels EKG, Pulsoximetrie und Kapnographie stellt sicher, dass kritische Situationen sofort erkannt und behandelt werden können. Mittels Narkosegasmessung und/oder einer EEG-Monitorüberwachung können wir zuverlässig die Narkosetiefe bestimmen und so eine zu flache Narkose sicher ausschließen.
Bei großen Eingriffen oder Patienten mit erhöhtem Risiko kommt ein erweitertes hämodynamisches Monitoring u. a. mit kontinuierlicher Messung des Blutdrucks und/oder des Herzzeitvolumens (HZV-Messung) zum Einsatz. Dieses ermöglicht uns kritische Kreislaufsituationen zuverlässiger und schneller zu erfassen, um unverzüglich die notwendigen Maßnahmen einzuleiten.
Auch überprüft der Anästhesist Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt und ist für die Blutersatztherapie und für Bluttransfusionen verantwortlich, wenn es während der Operation zu einem relevanten Blutverlust kommen sollte.
Des Weiteren ist das Anästhesie-Team für das Wohlbefinden des Patienten im Operationsbereich insgesamt verantwortlich. Dies umfasst neben den Wärmemaßnahmen auch die Schmerztherapie, die wir schon während der Operation beginnen. Hierbei kommt eine Vielzahl von Verfahren zum Einsatz. Besonderen Wert legen wir aber auf regional-anästhesiologische Verfahren, bei denen der Patient selbst die Möglichkeit erhält, die benötigte Menge an Schmerzmedikamenten zu steuern.
Ist die Operation beendet, stellt der Anästhesist die Gabe von Narkosemitteln ein, die Aufwachphase beginnt. Wenn Sie wenige Minuten später erwacht sind und sich Atmung und Kreislauf stabilisiert haben, verlegen wir Sie zur weiteren Überwachung in den Aufwachraum.
Im Aufwachraum werden Sie vom Anästhesie-Team empfangen und betreut. Dort werden Sie solange überwacht, bis alle lebenswichtigen Funktionen stabilisiert, die postoperativen Schmerzen adäquat behandelt und die kurzfristigen Nachwirkungen der Narkose abgeklungen sind. Dann bringen wir Sie wieder auf Ihre Station zurück.
Bei sehr komplexen Operationen kann eine Überwachung auf der Intensivstation erforderlich sein.
In Zusammenarbeit mit Ihrem Operateur kümmern wir uns nach der Operation um die Schmerztherapie. Zusätzlich sorgen Schmerzschwestern, sogenannte Pain Nurses, für Ihren möglichst schmerzarmen Aufenthalt in unserer Klinik.
In den letzten Jahren wurden viele Operationstechniken soweit verbessert, dass der Blutverlust während der Operation stark vermindert werden konnte. Eine Gabe von Fremdblut ist somit heute sehr viel seltener erforderlich als noch vor zehn Jahren. Jedoch gibt es Verletzungen (z. B. Milz, Leber oder große Gefäße), bei denen der Blutverlust unfallbedingt schon vor der Operation begonnen hat und eine Notfalloperation sofort erforderlich ist. Unter anderem bei diesen Notfalleingriffen, aber auch bei anderen Operationen mit hohem Blutverlust kommt eine maschinelle Autotransfusion (Cell-Saver) zum Einsatz. Bei diesen Verfahren kann das Blut eines Patienten gesammelt, wieder aufbereitet und transfundiert werden. Die Notwendigkeit von Fremdbluttransfusionen kann mit diesen Konzepten deutlich verringert werden.
In Vorbereitung auf eine geplante Operation kann der Patient zudem Eigenblut spenden. In Kooperation mit den Blutspendezentralen Stuttgart und Ulm bieten wir unseren Patienten dieses Verfahren an. Bitte sprechen Sie Ihren Operateur oder die Ärzte der Anästhesiologie diesbezüglich an.