Zusammen mit den beiden Klinik-Geschäftsführern führe er in diesenTagen zahlreiche Informationsgespräche, so Landrat Edgar Wolff heute bei einer Pressekonferenz in der Klinik am Eichert. „Nach Terminen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Geislingen und Göppingen, mit allen Kreistagsfraktionen und mit Medienvertretern wurde der Klinikbeirat ausführlich über das Zukunftskonzept informiert. Es folgten Gespräche mit den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern im Landkreis und mit dem Geislinger Gemeinderat. In allen Gesprächen begegnen uns Sorgen, Betroffenheit und oft auch Unverständnis.“
Das jetzt vorliegende Zielkonzept, das eine Zentralisierung der stationären Versorgung in der Klinik am Eichert und einen Gesundheitscampus mit einem Zentrum für ambulante Versorgung in der Helfenstein Klinik vorsehe, sei eine Balance zwischen Machbarem und Bedarf und biete eine zukunftsweisende Lösung für die wohnortnahe Gesundheitsversorgung im gesamten Landkreis.
„Um hierfür Verständnis und Akzeptanz bei den Bürgerinnen und Bürgern und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu erlangen, haben wir ein umfangreiches Kommunikationskonzept aufgelegt. Mit vielen Gesprächen und Veranstaltungen wollen wir für Aufklärung und Transparenz sorgen“, betont Wolff. “Auch wenn der Schock und die Enttäuschung tief sitzen und sehr verständlich sind, so werden unsere Informationen über die Gründe und die Zusammenhänge, die zu unserem Vorschlag geführt haben, doch auch interessiert aufgenommen. Ich hoffe, dass wir damit eine Versachlichung der Diskussion erreichen.“
„Die Diskussion am vergangenen Freitag im Beirat der ALB FILS KLINIKEN, an der auch beide Gutachter des Konzepts teilnahmen, hatte nochmals eindrücklich gezeigt, dass wir jetzt beraten und handeln müssen. Dabei wurde deutlich herausgestellt“, so Wolff, „dass der Geislinger Standort ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsversorgung im Landkreis bleiben wird. Und das ist nur in einer planvollen Umstrukturierung möglich. Dabei ist mir bewusst, dass dies ein schmerzhafter Einschnitt für Geislingen und die Region ist, der nicht für jeden auf den ersten Blick nahvollziehbar ist. Auch wenn das Zielbild eines Gesundheits- campus mit Zentrum für ambulante Versorgung kein gleichwertiger Ersatz für den Status Quo der Helfensteinklinik ist, so bietet er doch die Chance für eine auch in Zukunft umfangreiche und bedarfsgerechte medizinische Versorgung der Bevölkerung auch im Oberen Filstal.“
Das Zielkonzept sieht eine Zentralisierung der stationären Versorgung in der Klinik am Eichert vor. In Geislingen soll ein Gesundheitscampus entstehen, der die heutigen Angebote im bestehenden Ärztehaus und im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) an der Helfenstein Klinik konsolidiert und auf einigen Feldern noch erweitert. Schon heute arbeiten dort niedergelassene Ärzte nahezu aller Fachrichtungen, Physiotherapeuten und andere medizinische Dienstleister im ambulanten Sektor. Der Gesundheitscampus ergänzt darüber hinaus das medizinische Portfolio mit einer umfassenden Notfallversorgung, einer stationären Kurzliegerstation, einer voll ausgestatteten klinischen Notaufnahme mit Überwachungsmöglichkeiten sowie einer Palliativeinheit. Somit entsteht ein umfangreiches medizinisches Angebot mit wohnortnaher Gesundheitsversorgung für die Geislinger Bevölkerung, das die heutigen Angebote im bestehenden Ärztehaus und im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) an der Helfenstein Klinik deutlich erweitert.
Die jüngst aus der Lokalpolitik erhobene Forderung nach einem dritten Gutachten bezeichnete der Medizinische Geschäftsführer der ALB FILS KLINIKEN, Dr. Ingo Hüttner, als in zeitlicher Hinsicht verständlich, jedoch verspricht er sich von einem weiteren Gutachten keine neuen Alternativen. „Unsere Gutachter und unsere Führungskräfte haben die Situation umfassend analysiert und die sich bietenden Handlungsmöglichkeiten geprüft. Die Fakten liegen auf dem Tisch, sie sind an vielen kleinen deutschen Kliniken identisch. Das haben unsere Gutachter bestätigt und sie haben uns die möglichen Handlungsoptionen aufgezeigt, diese bewertet und uns eine sehr eindeutige Empfehlung gegeben. Jetzt geht es darum, unseren Mitarbei-tern möglichst rasch Klarheit zu geben.“ Auch das Ministerium für Soziales und Integration in Baden-Württemberg als oberste Aufsichtsbehörde der Krankenhäuser im Land habe nach Gesprächen in der vergangenen Woche Zustimmung signalisiert. Für die Geislinger Bevölkerung und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Helfen-stein Klinik sei dies verständlicherweise auf den ersten Blick eine sehr schlechte Nachricht. „Wir hoffen aber auf die Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger, sich mit dem geplanten Gesundheitscampus der Helfenstein Klinik offen und positiv auseinander zu setzen und ihn auch weiterhin intensiv anzunehmen“, so Hüttner.
Für die Umsetzung des Zukunftskonzeptes der ALB FILS KLINIKEN ist gleichzeitig aber auch von zentraler Bedeutung, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Bord bleiben. „Es wäre für uns das Schlimmste was passieren könnte, dass sich unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von uns abwenden“, so der Kaufmännische Geschäftsführer der ALB FILS KLINIKEN, Wolfgang Schmid. „Deshalb mein Appell an die Belegschaft: Wir brauchen Sie alle und wir gehen davon aus, dass es keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird.“ Dabei äußerte Schmid die große Sorge, dass nun umliegende Kliniken und Einrichtungen versuchen werden, aktiv Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von der Helfenstein Klinik abzuwerben.
Mit dem Zukunfts- und Standortkonzept für die ALB FILS KLINIKEN GmbH wird sich der Kreistag in einer Sondersitzung am 2. Oktober 2020 befassen. Zuvor wurden am 21. September 2020 die Bürgermeister des Landkreises und der Geislinger Gemeinderat ausführlich informiert. Es folgt dann am 8.Oktober 2020 eine Bürgerversammlung in der Jahnhalle in Geislingen. Ein Kreistagsbeschluss soll am 27. November 2020 folgen.