Die menschliche Hand ist ein echter Alleskönner und vollbringt im Alltag unbemerkt zahlreiche Wunder. Sie besteht aus 27 Einzelknochen, zahlreichen Sehnen, Bändern, Nerven und Muskeln. Das Zusammenspiel aller Teile ist äußerst komplex, sodass kleine Verletzungen oder chronische Erkrankungen oft große Schmerzen und Einschränkungen im Alltag auslösen können. Wenn die Hände schmerzen, kribbeln, taub werden oder sich sogar Lähmungserscheinungen zeigen, kann dies zudem schwerwiegende Folgen wie dauerhafte Nervenschäden nach sich ziehen. Deshalb findet am 1. März bundesweit bereits zum vierten Mal der „Tag der Hand“ statt. Er wurde 2018 auf Initiative der Deutschen Gesellschaft für Handchirurgie e.V. (DGH) ins Leben gerufen. Mit diesem Tag soll ein Bewusstsein für die Komplexität der menschlichen Hand geschaffen werden.
Der Fokus des diesjährigen „Tages der Hand“ liegt auf den Behandlungsmöglichkeiten bei Nervenkompressionssyndromen, welche oftmals Ursache für Missempfindungen an den Händen sind. Häufig vorkommende Nervenkompressionssyndrome sind etwa das Ellenrinnensyndrom, das Guyonlogensyndrom oder das Karpaltunnelsyndrom. „Bei diesen Syndromen werden Nerven an Engstellen wie der Ellenrinne am Ellenbogen oder dem Karpaltunnel am Handgelenk zusammengedrückt“, sagt Dr. Andrea Tandara, Handexpertin und Sektionsleiterin Handchirurgie der ALB FILS KLINIKEN. „Das führt in der Regel zu einem Taubheitsgefühl und zu einer Schwäche beim Greifen. Später kommen dann Schmerzen dazu.“ Diese Nervenkompressionssyndrome sollten, wie andere Handverletzungen auch, nur von ausgewiesenen Experten behandelt werden. „Bei Nervenkompressionen ist es vor allem wichtig, den richtigen Zeitpunkt für eine Operation zu erkennen“, betont Dr. Tandara. Ist ein solcher Eingriff notwendig, erfolgt er meist in örtlicher Betäubung oder in Armbetäubung und wird in der Regel ambulant durchgeführt. „Kernprinzip der Behandlung ist bei diesen Nervenkompressionssyndromen die Spaltung der anatomischen Strukturen, die die Enge verursachen. Im Fall des Karpalkanals handelt es sich um ein festes Band, welches offen oder minimalinvasiv, durchtrennt werden kann. Die Schmerzen werden dadurch meist sofort gelindert“, so die Handchirurgin. Die Ellenrinne und die Guyonloge als Auslöser für Ellenrinnensyndrom und Guyonlogensyndrom werden in der Regel offen freigelegt, da dort mehrere Band- bzw. Faszienanteile durchtrennt werden müssen. Der Zugang zu diesen Engstellen erfolgt aber, wenn möglich, über sehr kleinen Schnitte.
„Viele Patienten sind sich nicht darüber im Klaren, wie elementar die Handfunktion für die Bewältigung des Alltags, für Arbeit und Freizeit ist“, betont Professor Dr. René Schmidt, Chefarzt des Orthopädisch-Unfallchirurgischen Zentrums (OUZ) der ALB FILS KLINIKEN, zu dem die Sektion Handchirurgie gehört. Ihm und Dr. Tandara ist es daher ein Anliegen, darauf hinzuweisen, dass Verletzungen und Erkrankungen der Hand nicht vernachlässigt werden sollten, sondern sofort in die Hand eines Experten gehören. Denn: Ist die Hand verletzt oder erkrankt, können Handchirurgen heute durch Operationen viel erreichen, bis hin zur kompletten Rekonstruktion von Knochen, Sehnen, Nerven und Gefäßen. „Ansonsten bleiben fast immer Beeinträchtigungen zurück“, sagt Professor Schmidt.
Zum Behandlungsspektrum der Handexperten im OUZ zählen sämtliche Verletzungen unterschiedlichster Schweregrade und auch Erkrankungen der Hand, wie Arthrose oder Rheuma, sowie Fehlbildungen und Fehlstellungen. Betreut werden die Patienten von einem interdisziplinären Team, zu dem neben den Handchirurgen auch spezialisierte Pflegekräfte sowie eigene Ergo- und Physiotherapeuten gehören.