Schmerzen sind schlecht. Vor allem bei Kindern. Denn im Gegensatz zu erwachsenen Menschen können gerade kleinere Kinder oft nicht genau sagen, wo der Schmerz herkommt, wie intensiv er ist, wie er sich anfühlt, ob er sich verändert. „Bei Kindern sind Schmerzen besonders dramatisch“, weiß der Kinder- und Jugendarzt Dr. Fabian Kaßberger. Der Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der ALB FILS KLINIKEN sagt aber auch: „Kranke Kinder und Jugendliche sollten – wenn immer möglich – im Krankenhaus keine Schmerzen ertragen müssen.“ Deshalb hat er mit seinem Team den Weg zur „schmerzfreien Kinderklinik“ beschritten. Wobei es ihm um beide Arten von Schmerzen geht: „Zum einen ist natürlich die Krankheit an sich schmerzbehaftet, zum anderen aber verursachen auch wir durch unsere diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen mitunter Schmerzen, etwa durch Punktionen oder Wundbehandlungen. Beides gilt es zu vermeiden.“
Der Weg zur Schmerzfreiheit für die Kinder und Jugendlichen, die in der Kinderklinik behandelt werden, wurde belohnt. Bereits im Herbst 2021 erhielt die Klinik von der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. das Zertifikat „Qualifizierte Kinderschmerztherapie“. Die Kinderklinik der ALB FILS KLINIKEN ist die erste Kinderklinik in Baden-Württemberg mit diesem Zertifikat. „Ich bin sehr stolz, dass eine der wenigen Kinderkliniken bundesweit zu uns gehört, die dieses Zertifikat bisher erhalten haben“, sagt Dr. Ingo Hüttner, Medizinischer Geschäftsführer der ALB FILS KLINIKEN, „und ich gratuliere der Kinderklinik mit seinem interdisziplinären Schmerzteam zu dieser tollen Leistung.“
Für die Erreichung des Zertifikats war langer Atem nötig. Rund ein Jahr haben die Vorarbeiten gedauert. „Doch es hat sich gelohnt, wir sind unserem Ziel der Schmerzfreiheit ein ganz großes Stück nähergekommen“, betont Kaßberger. Das Kinderschmerzteam, zu dem neben Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegekräften und einer Psychologin der Kinderklinik auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen Fachrichtungen wie Anästhesie, Orthopädie, Allgemeinchirurgie oder Physiotherapie gehören, haben in dieser Zeit unter anderem Patienten und Mitarbeiter befragt, haben Verfahrensanweisungen erstellt (etwa ein Schmerzkonzept im „Kitteltaschenformat“, das nun alle mit sich tragen) und verschiedene neue Standards entwickelt. Dabei ging es stets um drei zentrale Punkte: Die Vermeidung, das rechtzeitige Erkennen und die Behandlung von Schmerzen. In der Schmerztherapie etwa richtet sich das Schmerzteam nach den medikamentösen WHO-Standards, ergänzt um verschiedene nicht-medikamentöse Optionen wie beispielsweise Mobilisation, Physiotherapie oder physikalische Schmerzlinderung. Auch bei der Vermeidung von Schmerzen bei notwendigen Untersuchungen wurden neue Wege beschritten, so wurde beispielsweise ein schonendes Verfahren der Blutentnahme erprobt und eingeführt.
Die Visitatoren waren am Tag des Audits jedenfalls beeindruckt, vor allem von der guten interdisziplinären Zusammenarbeit. So steht im Auditbricht: „Positiv fällt eine sehr gute interdisziplinäre und interprofessionelle Vernetzung sowohl mit den anderen klinikweiten und außerklinischen Akteuren auf. Auch die enge Einbindung einer klinikinternen Psychologin in komplizierte und/oder chronische (psychosomatische) Schmerzverläufe erscheint sinnvoll. Der Bedarf an kontinuierlicher Fortbildung und zusätzlicher Weiterbildung in den Berufsgruppen ist erkannt, interne Schulungen werden angeboten, die Teilnahme an externen Zusatzqualifikationen wird gefördert.“ „Die Visitatoren sprachen daher eine uneingeschränkte Empfehlung zur Zertifizierung aus“, sagt Lia Maren Blödorn vom Qualitätsmanagement der ALB FILS KLINIKEN, die den Zertifizierungsprozess geleitet hatte, und ergänzt: „Das Zertifikat ist drei Jahre gültig, bis Herbst 2024. Danach streben wir natürlich die Rezertifizierung an.“