Die Wege für einen weiteren Baustein der künftigen medizinischen Versorgung im Oberen Filstal sind bereitet: Gemeinsam planen die AOK Baden-Württemberg, die ALB FILS KLINIKEN und die Kreisärzteschaft ein ganz besonderes Modellprojekt für diese Region.
Entstehen soll eine Kurzstationäre Allgemeinmedizinische Versorgung (KAV) im Gesundheitszentrum Helfenstein in Geislingen, in der Patientinnen und Patienten ärztlich und pflegerisch für eine kurze Dauer gemeinschaftlich betreut werden. Dabei geht es um die Menschen, die zwar keine Behandlung in einem Krankenhaus benötigen, aber dennoch nicht ausschließlich ambulant durch ihren Haus- und Facharzt versorgt werden können. „Diese Versorgungslücke wollen wir mit dem Modellprojekt nun schließen“, sagt Janice Weber, stellvertretende Geschäftsführerin der AOK Neckar-Fils. „Für die AOK als größte Krankenkasse des Landes ist die Versorgungsqualität ein wichtiges Thema. Aus dem Grund wollen wir diesen Wandel mitgestalten“, ergänzt Weber. In dem Zusammenhang betont sie, dass es sich bei dem Projekt der drei Kooperationspartner um ein neues, eigenständiges Angebot für eine bedarfsgerechte regionale Versorgung zwischen den Sektoren handelt.
Geplant ist, dass die niedergelassene Ärzteschaft das Projekt begleitet und unterstützt. Aus Sicht der Kreisärzteschaft Göppingen, vertreten durch ihren Vorsitzenden Marc Lux, Nachfolger von Dr. Frank Genske, bietet die Kurzliegerstation für Patienten, Kliniken und auch für Ärzte Vorteile. So könnte die wohnortnahe Versorgung weniger schwerer Krankheitsfälle ermöglicht werden. Kliniken könnten sich auf schwerwiegendere Behandlungen und Notfälle konzentrieren.
Die ALB FILS KLINIKEN planen, im Januar 2024 eine Allgemeinmedizinische Notfallpraxis im Gesundheitszentrum Helfenstein in Geislingen zu eröffnen. Vorgesehen ist, dass in unmittelbarer räumlicher Nähe zu dieser Praxis AOK-Versicherte in der neu geschaffenen KAV ärztlich und pflegerisch behandelt werden. So können Synergien bezüglich der ärztlichen und pflegerischen Betreuung genutzt werden. Der Betrieb ist an allen Tagen des Jahres rundum die Uhr geplant.
Aus Sicht der ALB FILS KLINIKEN ist das Modellvorhaben ein Schritt in die richtige Richtung. „Es geht darum, eine zukunftsweisende Versorgung an der Versorgungsschwelle von ambulant zu stationär in Geislingen zu etablieren. Das Modellprojekt ist nunmehr ein wichtiger Beitrag für Mitbürger, welche zu krank für eine häusliche Betreuung oder eine Versorgung im Pflegeheim sind, jedoch noch ‚zu gesund‘ für eine Krankenhausaufnahme“, sagt Dr. Ingo Hüttner, Medizinischer Geschäftsführer der ALB FILS KLINIKEN. Darüber hinaus weise die Empfehlung der Regierungskommission für eine Krankenhausreform, eine neue Ebene der intersektoralen Grundversorgung zu schaffen, große Schnittmengen mit dem Vorhaben in Geislingen auf.
Mit dem in Geislingen geplanten Modell betreten die Partner in Baden-Württemberg Neuland. „Es ist wichtig, ein solches Projekt mit einem ersten, kleinen Schritt zu beginnen“, so Hüttner. Angesichts dessen habe es sich angeboten, gemeinsam mit einer regional verankerten Krankenkasse die Bedürfnisse der Menschen vor Ort in den Blick zu nehmen und zielgerichtete Maßnahmen zu erarbeiten, die gegebenfalls schnell angepasst werden könnten.
Vorgesehen ist, das neue Versorgungsmodell zunächst auf zwei Jahre zu befristen. „Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse werden wir gemeinsam weitere Entscheidungen treffen“, sagt die stellvertretende AOK-Geschäftsführerin Janice Weber.