Ende Juli wurde in der Klinik am Eichert ein Patient eingeliefert mit Verletzungen, die selbst das erfahrene Team der Zentralen Notaufnahme (ZNA) nicht oft zu sehen bekommt: Er wies zwei Schussverletzungen auf, eine Kugel steckte in der Brust, eine im Oberschenkel. Es stand nicht gut um den Patienten. Er kam sofort in den Schockraum, das eingespielte Schockraumteam ging routiniert zu Werke, so wie es dies mehrfach pro Woche tut, und rund 15 Minuten später war der Patient stabilisiert.
Der Patient mit den Schussverletzungen kam an diesem Tag gleich mehrfach in die ZNA, denn das Szenario war – zum Glück – nur gestellt. Es war Trainingstag für die Schockraumteams und deshalb war der Patient auch nicht aus Fleisch und Blut, sondern eine Simulationspuppe, ein intelligenter High-Tech-Dummy, der allerdings fast wie ein echter Mensch agiert. Mitgebracht hatte ihn das Tübinger Patientensicherheits- und Simulationszentrum tüpass, das solche Schockraumtrainings durchführt. Mit dabei waren zudem Einheiten des Polizeipräsidiums „Einsatz“ in Göppingen, die im Zusammenhang mit dem Schockraumtraining in der Klinik am Eichert einen Einsatz geübt hatten.
Solche Schockraumübungen werden über eine Deckenkamera aufgenommen und so kann in der Nachbesprechung dann auch Szene für Szene abgespielt und diskutiert werden. Die Teams sind in diesen Besprechungen sehr selbstkritisch und entdecken einiges, das optimiert werden könnten. „Die Abläufe im Schockraum sind standardisiert und werden von unseren Leuten auch routiniert durchgeführt“, sagt Professor Dr. René Schmidt, Geschäftsführender Chefarzt des Orthopädisch-Unfallchirurgischen Zentrums der ALB FILS KLINIKEN, „doch es gibt immer wieder Situationen, die auch mal ein Abweichen von der Routine oder eine außergewöhnliche Idee erfordern. Dabei helfen solche Trainingseinheiten. Hier können die zahlreichen kleinen Stellschrauben, die ein Ergebnis gut oder weniger gut werden lassen, nachjustiert werden.“
Insgesamt acht Übungsgruppen hatten an diesem Tag das Training absolviert, wobei jede Gruppe aus zehn bis zwölf Teilnehmern bestand. „Ein Großteil unserer Kolleginnen und Kollegen, die im Schockraum tätig sind, konnten so an diesem Übungstag teilnehmen“, sagt Dr. Katja Mutter, Chefärztin der Zentralen Notaufnahme, „wobei die Zusammensetzung der Gruppen den Vorgaben der Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie entsprach, die für zertifizierte Regionale Traumazentrum, wie wir es sind, gelten.“ Das Schockraumbasisteam setzt sich nach diesen Vorgaben aus je einem Arzt der Orthopädie und Unfallchirurgie, der Anästhesie, der Inneren Medizin und der Radiologie zusammen sowie bei Bedarf einem Kinderarzt bei sehr jungen Patienten. Außerdem gehören zwei Pflegekräfte der ZNA, eine Pflegekraft der Anästhesie und eine MTRA zum Team. Der Chef, oder genauer der Teamleader dieser Gruppe ist der erfahrenste Arzt des Teams und seine Aufgabe ist es, die einzelnen Berufsgruppen zu koordinieren, Sicherheit zu geben und schnell und sicher lebensrettende Entscheidungen zu treffen.